Bürgerinformation zur geplanten Ortsumgehung Istrup
Blomberg-Istrup (sb). An der Ortsumgehung Istrup scheiden sich die Geister: Nordtrasse oder Südtrasse, ortsnah oder ortsfern, vielleicht sogar gänzlicher Verzicht auf einen Straßenneubau – alle Varianten sind denkbar. Ein genaues Stimmungsbild lieferte die Bürgerinformationsveranstaltung in der Istruper Mehrzweckhalle, zu der die Stadt Blomberg gemeinsam mit dem Landesstraßenbauamt (LSBA) eingeladen hatte, nicht. Mehr als drei Stunden lang wurden Argumente für und wider ausgetauscht.
Dabei steht der Favorit der Straßenplaner längst fest: Wie berichtet, soll die Umgehungsstraße am Rande des Waldgebietes Hurn im Norden des Ortes verlaufen. Die Südvarianten wurden aus mehreren Gründen verworfen, unter anderem wegen der höheren Kosten, der starken Nutzung von Schleichwegen und der Zerschneidung des Hainbuchentals. Als Teil des Verkehrskonzeptes Ost-Lippe soll die künftig dreispurig geführte Straße auch den B 1-Verkehr aufnehmen, der um Blomberg herumgeführt wird. Das hat Folgen für das Verkehrsaufkommen. Laut Hans-Herbert Oldemeier vom LSBA fahren heute rund 13 000 Fahrzeuge durch Istrup, bis 2010 werde sich diese Zahl nach Angaben der Behörde auf gut 18 000 erhöhen. Das zweifelte Michael Maletzky vom „Initiativkreis Ortsumgehung Istrup“ an. Seine Zahlen stammen aus dem Bundesverkehrsministerium und gehen von unter 10 000 Fahrzeugen im Jahr 2015 aus. Maletzky wies auch auf ein von der Bürgerinitiative in Auftrag gegebenes tierökologisches Gutachten hin. Im Gutachten werden schützenswerte Vögel und Fledermäuse in dem Randstreifen nachgewiesen, durch den die neue Straße führen soll. Die Nordtrassen-Gegner wollen beweisen, dass das Fichtenstück am Rande des Hurns ebenso schützenswert ist wie der Rest des Waldes, der als Flora-Fauna-Habitat-Gebiet (FFH) gemeldet wurde. Derzeit liegt das Gutachten bei der Initiative bei der Landesanstalt für Ökologie, Bodenordnung und Forsten (LÖBF). Die hatte bereits die favorisierte Linie des LSBA gebilligt, nachdem die Straßenplaner eine FFH-Umweltverträglichkeitsstudie vorgelegt hatten. Eine Reaktion auf die neue Studie steht noch aus. Darauf zu warten, sei jedoch nicht notwendig, so LSBA-Chef Ulrich Windhager: „Die Ergebnisse können später eingearbeitet werden.“ Zu Wort meldeten sich neben den Nordtrassen-Gegnern auch Anwohner der heutigen Ortsdurchfahrt, der Lemgoer Straße. Wolfgang Petersmeier ist einer von ihnen: „Man sollte auch an die Menschen denken, die 24 Stunden am Tag dem Verkehr ausgesetzt sind, nicht nur an ein paar Tannen und Tiere.“ Auch er sei kein Freund einer ortsnahen Trasse aber: „Egal, wo die Umgehungsstraße herführt, es kann nur besser werden.“ Dem pflichtete Windhager bei: So würden entlang der geplanten Trasse die Grenzwerte für Lärmbelästigung an allen Häusern eingehalten, versprach er: „Und davon kann jetzt ja wohl nicht die Rede sein.“ Bürgerbefragung Die Entlastung der Bürger ist das eine, doch was wird aus den Betrieben und Geschäften entlang der Lemgoer Straße, die laut LSBA nach dem Bau der Umgehungsstraße nur noch von rund 2000 überwiegend Einheimischen befahren würde, wollte Wolfgang Humke wissen. „Dass eine Umlagerung stattfindet, ist klar. Aber wir erleben immer wieder, dass mit der Umgehungsstraße das dörfliche Leben gewinnt“, so Windhager. Eine Einschätzung, die nicht nur Zustimmung fand. Bis zum 5. Dezember ist nun Zeit, Stellung zu beziehen zu der 3,1 Kilometer langen Nordtrasse, für die 11,8 Millionen Euro veranschlagt sind. Dann werden die Einwände im Rat diskutiert. Bevor es zu einer politischen Entscheidung kommt, plant die Stadt in Istrup noch eine Bürgerbefragung. Bis das Votum der Stadt zur Linienführung vorliegt, stockt das Verfahren.
Lippische Landeszeitung Nr. 264 vom 13.11.2003