09.11.2003 – Die Kritik des Initiativkreises am Netzkonzept Ostlippe

Das Planungsvorhaben OU Istrup befindet sich im Stadium der Linienbestimmung. Die Maßnahme ist Bestandteil des sog. Netzkonzeptes „Ostlippe“ mit dreispurigem Neubau (2+1 Wechselspur) und Hochstufung der bisherigen Ostwestfalenstraße (L 712) zur B 1n. Das Netzkonzept sieht vor, dass die B 1 aus Richtung Paderborn kommend kurz hinter dem Ortseingang der Kernstadt Blomberg rechtwinklig nach Westen abknickt, auf der jetzigen L712 über Istrup nach Großenmarpe führt, dort wieder rechtwinklig nach Nordosten abknickt und über zwei ebenfalls neu zu bauende Abschnitte der B 66n, OU Barntrup-Selbeck und Nordumgehung Barntrup-Stadt, zurück auf die bestehende B 1 östlich von Barntrup führt.

Diese Netzkonzeption ist insgesamt fragwürdig.

Gründe:

  • Die von Verkehrsteilnehmern (VKT) zurückzulegende Strecke verlängert sich erheblich (z.B. in der Relation Bad Meinberg/Barntrup oder Steinheim/ Barntrup um ein Drittel).
  • Da selbst in Verkehrsspitzenzeiten derzeit in den Ortsdurchfahrten Blomberg und Istrup keine Verkehrsstörungen auftreten, dürfte die Akzeptanz für diese Mehrwege beim VKT gering und die Zeitersparnis unerheblich sein.
  • Aufgrund der Nähe der geplanten OU Istrup zur nördlichen Wohnbebauung des Ortsteiles und der Positionierung im Naherholungsgebiet dürften aus Gründen des Lärmschutzes und der Verkehrssicherheit Maßnahmen zur Ge-schwindigkeitsbegrenzung erforderlich werden, die die erhoffte Fahrzeitverkürzung weiter minimieren, wenn nicht gar aufheben.
  • Für den VKT – erst recht den ortskundigen – bietet sich eine Vielzahl von kürzeren Ausweichmöglichkeiten (Schleichverkehr) an, die angesichts drastisch gestiegener Benzin- und Kfz-Kosten insbesondere von Berufspendlern aus der Region bevorzugt werden würden.
  • Die Stadt Blomberg versucht gegenwärtig, sich als regionales Mittelzentrum zu etablieren und Kaufkraft aus dem Umland für sich zu gewinnen und an sich zu binden. Verbrauchermarktbetreiber und Schnellrestaurantketten (Drive-In’s) werden für Innenstadtlagen mit dem Standortvorteil „direkt an der B 1“ umworben. Gaststättenbetriebe, Tankstellen, Baumärkte und Fachhandelsbetriebe haben sich bereits zahlreich an der derzeitigen B 1-Ortsdurchfahrt niedergelassen und profitieren in der ansonsten unter gravierenden Kaufkraftabflüssen leidenden Stadt vom Durchgangsverkehr. Es ist davon auszugehen, dass mit umfangreichen Werbebeschilderungen in der Peripherie von Blomberg auch nach Realisierung des Netzkonzeptes versucht werden wird, die Attraktivität der Ortsdurchfahrt Blomberg-Kernstadt für den Fernverkehr zu erhalten. Nur eine nicht minder attraktive Ausweichstrecke (aufgrund geringerer Strekkenlänge oder durch Fahrzeitverkürzung) wird hier zu der erhofften Bündelung der Verkehrsströme auf den Straßen des Netzkonzeptes führen. Eine derartige Attraktivität kann die derzeitige Konzeption für sich nicht in Anspruch nehmen.